Beerbaum: „Heute nicht der Tag der drei Jungs“
Enttäuschung über den fünften Platz bei Olympia
Die drei Springreiter Christian Kukuk, Richard Vogel und Philipp Weishaupt sind in Versailles leider nicht zum Sieg geflogen. Nach der tollen Qualifikation waren die Erwartungen hoch. Doch zum Schluss reichte es „nur“ für Platz fünf hinter den Teams aus Großbritannien, den USA, Frankreich und den Niederlanden.
Mitgefiebert haben vor Ort Familien, Freunde und Fans der Reiter. Ludger Beerbaum, Chef von Christian Kukuk und Philipp Weishaupt weiß so gut wie kein anderer, wie es sich anfühlt, beim wichtigsten Sportereignis der Welt ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Viermal ist es ihm in seiner langen Karriere gelungen. Wer ihn kennt, der weiß, dass er dieses Erlebnis seinen Reitern so sehr gewünscht hätte.
Nach dem Springen sagte er: „Wir sind etwas enttäuscht über den fünften Platz, aber es gibt keinen Vorwurf an Reiter und Pferde. Es war heute einfach nicht der Tag der drei Jungs.“
Das neue Reglement hat es in sich: Nach der Qualifikation zum Team-Wettbewerb am Vortag war die Reise für zehn von 20 Teams schon beendet. Nur die deutsche Mannschaft machte keinen einzigen Fehler. Da es kein Streichergebnis mehr gibt, kann jede Unachtsamkeit Ursache für ein Ausscheiden sein. Die deutschen Reiter glänzten alle drei durch konzentrierte, flüssige und sichere Ritte.
Am Finaltag haben sich die Parcoursdesigner Varela Santiago (Spanien) und Bodo Grégory (Frankreich) wieder selbst übertroffen. Wunderschöne Hindernisse mit Reminiszenzen an die französische Kunst, Mode und Kultur markierten die mit technischen Höchstanforderungen gespickte Strecke bis ins Ziel. Alles eingebettet in die Parkanlagen vor dem historischen Schloss in Versailles. Eine einmalige Kulisse, die von den Teilnehmern aller Disziplinen in allerhöchsten Tönen gelobt wurde. Wo man auch hinhörte, hieß es anerkennend: „Eine Werbung für den Reitsport!“
Bundestrainer Otto Becker wechselte die Startreihenfolge seines Teams, das als letztes in den Parcours durfte. Kukuk – Vogel – und schließlich der championatserfahrene Weishaupt als Schlussreiter. Checker begann sehr frisch und souverän, hatte einen leichten Fehler. Es gab keinen einzigen Nullfehlerritt in der Gruppe der ersten Teamreiter.
Christian Kukuk kommentierte seinen Abwurf: „Ja, ehrlich gesagt, eigentlich war ich zu 95 Prozent genauso zufrieden wie gestern. Ich hatte ein super Gefühl, alles ist so ein bisschen oder alles ist so gelaufen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Checker war total fokussiert, war bei mir, hat mich machen lassen, was ich wollte. Ich hatte auch total das Gefühl, dass es harmonisch war, er hat alles angenommen. Und dann kam so ein blöder Flüchtigkeitsfehler am vorletzten Sprung, das war es natürlich total ärgerlich jetzt am Ende. “
Die zweiten Teamreiter hatten den Parcours offenbar besser verinnerlicht als ihre Kollegen, es gab fünf Nullfehler-Ritte (FRA, IRE, NED, GBR, USA), bis Richard Vogel auf United Touch S einritt. Alles sah auch bei ihm so locker und leicht aus. Doch die Stange fiel am Einsprung der Zweifachen Kombination.
Zu seinem Springfehler sagte er: „Ich will es nicht schönreden, aber ich glaube, United sprang wieder fantastisch. Er hat mir ein super Gefühl gegeben, hat sich auch super reiten lassen. Der Plan war schon, ihn da (in der Zweifachen) passend aufzunehmen, weil die Kombination eben eng steht für ihn. Um da ein bisschen Tempo rauszunehmen, so dass er eben innen drin genug Platz hat. Für den Aussprung war es auch ganz gut. Für den Einsprung, glaub ich, war der Motor fast ein bisschen aus. Da hatte ich das Tempo fast ein bisschen zu viel rausgenommen, jetzt im Nachhinein, und da hat er leicht berührt. Das ist die einzige Stange, die er berührt hat im Parcours, die ist leider gefallen. So ist unser Sport. Ich glaube, er sprang für eine Nullrunde. Ich hätte es am Ende ein bisschen besser reiten müssen.“
Vor dem dritten Durchgang lag Deutschland mit acht Fehlerpunkten auf Rang sechs. Devise: auf die Fehler der anderen spekulieren – und Philipp Weishaupt musste gleichzeitig seine Runde mit Zineday makellos beenden. Die letzten neun Reiter starteten – um die Spannung zu erhöhen – in umgekehrter Reihenfolge.
Zineday zeigte wieder einmal seine Klasse und blieb mit dem bärenstark reitenden Philipp Weishaupt fehlerfrei. Die Tür blieb noch einen Spalt offen. Doch die anderen Mannschaften wollten die Medaille ebenso.
Großbritanniens Schlussreiter Scott Brash durfte sich für Gold zwei Zeitfehler leisten, er hatte einen einzigen. Die USA blieben mit McLain Ward ohne Fehler und wurden damit Zweite. Frankreich schaffte es unter den Augen des Staatspräsidenten Macron mit insgesamt sieben Fehlern aufs Podium – und holte sich Bronze.
Hinter den Niederländern (7 Fehlerpunkte) platzierte sich das deutsche Team nach zwei Abwürfen von Christian Kukuk und Richard Vogel enttäuscht auf Rang fünf.
Fazit Bundestrainer Otto Becker
Otto Becker: „Im Moment überwiegt die Enttäuschung, weil wir uns gut vorbereitet hatten. Wir haben ja den Dreien, die hier geritten sind, gestern und heute in der Vorbereitung, aber schon in den letzten Wochen freie Hand gegeben, dass sich jeder individuell vorbereiten konnte. Das war die richtige Entscheidung, das hat sich gestern und heute gezeigt. Wir haben sechs super Runden gesehen, aber wir hatten heute leider zwei Fehler zu viel, wobei da kann man technisch keinen Vorwurf machen, sie haben alle top geritten, das war ein richtig schwerer Parcours. Das waren wirklich zwei Flüchtigkeitsfehler und das macht es so bitter. Aber die anderen waren einfach besser und da müssen wir auch gratulieren.“
Doch noch ist das Turnier nicht beendet. Am Montag und am Dienstag geht es bei den Springreitern um die Einzelmedaillen.