Drei Serienfinals auf dem Schafhof
Kronberg/Taunus – Reduziert auf das Wesentliche, streng reglementiert aber weihnachtlich dekoriert, finden am 19. und 20. Dezember auf dem Schafhof in Kronberg die Finals in den drei bundesweiten Dressurserien NÜRNBERGER BURG-POKAL, Louisdor-Preis und Piaff-Förderpreis statt. Sechs Prüfungen an zwei Tagen mit ohnehin beschränkten Startfeldern, die sich aus den Qualifikationsmodi zu den Finals ergeben. Das ist anders, als man es kennt, aber deutlich mehr, als das, was man angesichts der Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie für das “Festliche Dressurturnier auf dem Schafhof” erwarten durfte.
Professionalität in Pandemie-Zeiten
Mit allergrößter Vorsicht, aber auch Pragmatismus und Sinn für die sportliche Bedeutung planten die Veranstalter um Turnierleiter Matthias Alexander Rath das Festliche Dressurturnier auf dem Schafhof. Das Gestütsgelände am Rand von Kronberg bietet technisch und flächenmäßig genug Raum für vier- und zweibeinige Teilnehmer und insgesamt sechs Prüfungen an zwei Tagen. “Wir haben extra zwei Stallzelte für insgesamt 40 Boxen aufgebaut, das ist grundsätzlich nur ein Bruchteil dessen, was beim Internationalen Festhallen Reitturnier Frankfurt erforderlich gewesen wäre,” unterstreicht Matthias Alexander Rath. Die Stallzelte wie auch die Trucks der Pflegerinnen und Pfleger mit den Wohnkabinen werden auf dem eingezäunten Gestütsgelände untergebracht, damit der schnelle Zugang zu den Pferden möglich ist.
Top-Serien mit Top-Athleten
Der NÜRNBERGER BURG-POKAL (7 – 9-jährige Pferde), der Louisdor-Preis (8 – 10-jährige Pferde) und der Piaff-Förderpreis (Reiter/ Reiterinnen bis 25 Jahre) sind seit etlichen Jahren Championatslaufstege und wegweisend für das, was der Dressursport in den folgenden Jahren erwarten kann. Nicht zufällig sorgen die Finals weltweit für Schlagzeilen und es wird ebenso im fernen Australien wie in den USA im Livestream von ClipMyHorse.tv das Finale der besten Jungtalente im und unter dem Sattel verfolgt. Jeweils die besten zwölf Pferde/ Reiterinnen und Reiter aus den Qualifikationen des NÜRNBERGER BURG-POKAL und des Louisdor-Preises sind in den Finals startberechtigt. Für das Finale des Piaff-Förderpreises haben sich neun Reiterinnen und Reiter qualifiziert und angemeldet.
Es ist ein durchaus illustres Feld, dass sich für die Finals angesagt hat. Hessens Vorzeigefrau im Dressursattel, die Welt- und Europameisterin und Olympiasiegerin Dorothee Schneider aus Framersheim hat sich – wie fast immer – “Mehrarbeit” gemacht. De facto hat die Meisterreiterin drei Pferde dabei: Villeneuve, Sister Act MT OLD für den NÜRNBERGER BURG-POKAL und First Romance im Louisdor Preis.
Auch Reitmeister Hubertus Schmidt (Borchen), der 2004 Olympiagold mit der deutschen Equipe gewann, sattelt mit Denoix PCH und Beryll im Louisdor-Preis und Vainqueur im NÜRNBERGER BURG-POKAL drei Pferde. Finnlands in Stade lebende Dressurreiterin Emma Kanerva hat Greek Air im Louisdor-Preis qualifiziert und Mist of Titanium im NÜRNBERGER BURG-POKAL. Und auch Sandra Nuxoll, Österreicherin mit Wohnsitz bei Vechta, kommt mit gleich zwei Pferden nach Kronberg: Mit Hanami OLD und Bonheur de la Vie im Louisdor-Preis.
Zum ersten Mal überhaupt findet das Finale des Piaff-Förderpreises für Reiterinnen und Reiter bis 25 Jahre in Kronberg statt. Sonst beim Stuttgarter Turnier in der Schleyerhalle zuhause, das im November pandemiebedingt entfiel, dürfen sich die Youngster nun auf dem Schafhof messen. Im Zentrum steht dabei der “dickste Brocken” des Dressursports – der Grand Prix de Dressage. Und wie in jedem Jahr sorgt das Finale des Piaff-Förderpreises für Qualität: Mit Ann-Kathrin Lindner (Gießen) hat der Schafhof die aktuelle U25-Europameisterin zu Gast und mit dem Werndl-Schüler Raphael Netz (Aubenhausen) den Bronzemedaillengewinner der EM in Ungarn. Internationales Colorit haben auch die Namen Hannah Erbe (Voerde) – Schülerin von Isabell Werth und aktuell von Jo Hinnemann – und Alexa Westendarp (Wallenhorst), die zum Silberteam der U25-EM zählte.
Am Samstag finden in allen drei Serien die Auftaktprüfungen statt, am Sonntag folgen dann die drei Finalprüfungen, alles live bei clipmyhorse.tv zu sehen.
Sorgsam getaktete Zeitpläne und Organisation
Insgesamt 33 Vierbeiner mit 26 Reiterinnen und Reitern werden für die Finals in den deutschlandweit bedeutendsten Dressurserien erwartet. Diese Zahlen machen es Matthias Alexander Rath und seinem Team erst möglich, die Veranstaltung auf dem Schafhof durchzuführen. “Das wäre für uns bei einem normalen CDN oder einem Springturnier mit viel höheren Teilnehmerzahlen nicht realisierbar”, stellt Rath klar. Abstandsregeln, Hygiene, Kontaktreduzierung – diese drei Parameter bestimmten das Konzept und wurden mit den zuständigen Behörden im Detail abgestimmt. Dabei dürfte den Veranstaltern zugute kommen, dass sie bereits beim Dressurfestival auf dem Schafhof im Juni größte Sorgfalt bei der Umsetzung aller Regeln walten ließen. Wer am kommenden Wochenende auf den Schafhof will, muss zudem vor Ort einen Corona-Schnelltest machen.
Die große Reithalle auf dem Gestüt Schafhof ist Schauplatz der Prüfungen, die ausschließlich im Livestream bei www.clipmyhorse.tv verfolgt werden können, Zuschauer vor Ort sind nicht zugelassen. Auf dem daneben liegenden Außenplatz wurde eigens ein Abreitezelt errichtet, um die Vorbereitung wetterunabhängig zu ermöglichen. Die Prüfungen werden nicht in dichter Folge begonnen und beendet, um Kontakte zu reduzieren. Treffpunkte für den sonst so beliebten Austausch am Rande gibt es nicht und auch das Thema Versorgung ist “ausgelagert” worden an einen Foodtruck unter freiem Himmel, an dem genau wie im Supermarkt Abstandsregeln gelten. “Es ist auch für uns ungewohnt und so gar nicht Schafhof-like, aber wir fordern unsere Sportgäste tatsächlich auch auf, sich ins Hotel oder nach Hause zu begeben, wenn sie ihre Prüfungen beendet haben”, versichert Matthias Alexander Rath. Das Gleiche gilt für alle, die in der Organisation tätig sind. Ungewohnt, aber notwendig – unter diese Maxime stellte das gesamte Team die Planung und Vorbereitung. Und eine weitere Überlegung spielte bei allem eine Rolle, so Rath: “Für den Sport sind diese drei Serien wichtig. Darüber hinaus sind wir alle aufgefordert zu zeigen, unter welchen Umständen ein Turnier auch unter Pandemie-Bedingungen mal funktionieren muss. Wenn die Profis im Sattel und in der Organisation das nicht könnten, wer denn dann?”