Kinesiotaping beim Pferd – Bewegungsoptimierung durch bunte Klebestreifen?
Was im Fußball und in anderen Leistungssportarten schon lange zum gewohnten Bild gehört, ist erst seit einigen Jahren auch im Pferdebereich zu sehen. Bunte Tapes sollen den Pferden helfen ihren Bewegungsablauf zu verbessern, sollen Schmerzen lindern und unterstützend wirken.
Im Humanbereich werden oft die bekannten weißen Tapes verwendet, die einem Gelenk vermehrte Stabilität geben und vorübergehend für eine sportliche Aktivität oder nach einer Verletzung zur Kompression angelegt werden. Diese unelastischen Sporttapes haben eine völlig andere Wirkung als das Kinesiotape (elastisches Tape) und konnten sich im Pferdebereich nicht etablieren, da die wirkenden Kräfte einfach zu groß sind um eine reelle Stabilisierung zu erreichen.
Elastische Tapes haben nicht nur im Pferdebereich einen völlig anderen Zweck, denn sie sollen die Bewegung nicht einschränken sondern unterstützen und lassen sich so als Unterstützung und zeitliche Verlängerung der manuellen Therapie ansehen.
Durch das Aufbringen des Tapes auf dem Fell werden die Hautrezeptoren stimuliert und tragen so zur Schmerzlinderung bei. Ebenso ergibt sich über das Tape ein Tonusausgleich der Muskulatur und die Muskelbalance kann nachhaltig verbessert werden. Durch andauernde kleinste Bewegungen werden auch die Faszien angeregt, besser durchblutet und bestehende Verkrampfungen gelöst. Diese durch die Bewegung des Pferdes auf das Tape übertragenen Kleinstbewegungen verbessern auch den Blut- und Lymphfluss, weil sie die Mikrozirkulation im Körper unterstützen.
Schonhaltungen, Fehlstellungen von Gelenken oder Haltungsfehler können zwar nicht durch die Anlage eines Tapes allein behoben werden, das Tape kann aber die vorausgegangene manuelle Behandlung sanft und andauernd unterstützen. Und zu guter Letzt schult das Tape auch die Körperwahrnehmung des Pferdes und nimmt Einfluss auf die Koordination und kann mit einer korrekten und sinnvollen Anlage eine gute Unterstützung für das Pferd sein.
Ob ein Tape tonisierend (anregend) oder detonisierend (entspannend) wirkt, hängt ganz von der Anlageart ab. Auch zur Unterstützung bei Fehlstellungen oder bei Sehnenschäden gibt es verschiedene Anlagen, die fachlich korrekt ausgeführt werden müssen um die richtige Wirkweise zu erreichen. Man sollte also keinesfalls „einfach drauf los kleben“, sondern sich sinnvolle Tapeanlagen für sein Pferd vom Profi zeigen lassen und die ersten Anlagen unter Aufsicht ans Pferd bringen.
Kinesiotapes werden mittlerweile in vielen verschiedenen Farben angeboten. Zunächst sei gesagt, dass die Farben nichts mit der Materialbeschaffenheit zu tun haben, denn diese ist bei allen Tapefarben gleich. Und trotzdem kann es sinnvoll sein, sich mit den Farben der Tapes zu beschäftigen. Jede Farbe hat eine eigene Frequenz und Wellenlänge und gibt etwas andere Informationen an den Körper weiter. Die Farbe Rot hat beispielsweise eine Wellenlänge von 640-770 nm und eine Frequenz von 470-390 THz (Terahertz) und wirkt somit anregend und aktivierend auf den Körper. Klassischerweise wird es daher für aktivierende Muskeltapes, Korrekturtapes oder Anlagen bei atrophierten Muskeln genutzt. Blau dagegen hat eine Wellenlänge von 430-480nm und eine Frequenz von 700-630 THz und wirkt stark beruhigend. Es wird daher vor allem für entspannende Tapeanlagen, Faszien- und Nerventapes sowie für Lymph- und Schmerzanlagen genutzt.
An dieser Stelle muss noch einmal deutlich herausgestellt werden, dass nicht die Farbe, sondern hauptsächlich die korrekte Anlagetechnik für den Erfolg eines Tapes verantwortlich ist! Trotzdem kann eine falsch gewählte Tapefarbe die Wirkung der Therapie beeinträchtigen. Auf der anderen Seite können so aber auch Therapieerfolge durch die Wahl der richtigen Farbe unterstützt und stabilisiert werden.
Elastische Tapeanlagen können unsere Pferde (und auch uns Reiter!) in vielen Hinsichten unterstützen. Ein erfahrener Therapeut weiß einzuschätzen, welche Anlagetechnik in welcher Farbe und Art und Weise dem jeweiligen Patienten Unterstützung geben kann. Vor allem ist aber eine gute Diagnostik zu Beginn der Behandlung unabdingbar. Zum „einfach so loskleben“ ist das Thema einfach viel zu komplex und kann im schlimmsten Fall sogar Schäden verursachen.
Eine Tapeanlage ist ebenfalls nicht als Alleintherapie gedacht, sondern sollte immer in Kombination mit einer manuellen Therapie stehen. Wenn also eine gute Diagnostik einen gesicherten Befund ergeben hat und das Tape aufgrund einer manuellen Behandlung in der korrekten Anlagetechnik aufgebracht wurde, hat es alle Möglichkeiten das Pferd optimal in der Bewegung zu unterstützen.