18. April 2024
Aktuelles

Paralympics Tokio: Das deutsche Dressur-Team

Die deutschen Para-Dressurreiter über ihre Pferde und ihre Erwartungen

Tokio – Für die Para-Dressurreiter beginnen die Paralympics dann am 26. und 27. August mit der Einzelwertung. Die deutschen Farben werden dabei vertreten durch Heidemarie Dresing mit La Boum, Saskia Deutz mit Soyala, Regine Mispelkamp mit Highlander Delight’s und Steffen Zeibig mit Feel Good.

Heidemarie Dresing aus Rheda-Wiedenbrück ist zum zweiten Mal bei einem Championat am Start. Ihr Debüt gab die an Multipler Sklerose erkrankte Architektin vor zwei Jahren bei den EM in Rotterdam, wo sie mit zwei vierten Plätzen in Grade II zweimal ganz knapp das Podium verpasste. Sie startet mit der achtjährigen Hannoveraner Stute La Boum von Londontime – Crazy Classic aus der Zucht von Dirk Radeke aus Verden. „Meine tolle Stute habe ich seit zirka drei Jahren, ich habe sie fünfjährig gekauft. Ich habe früher Hannoveraner gezüchtet und mein Netzwerk im Zuchtgebiet ist sehr groß, so dass es relativ einfach war, an La Boum zu kommen“, erzählt sie. „Wenn La Boum ein Mensch wäre, wäre sie eine Professorin, denn sie kann lesen und schreiben. Und sie ist immer hellwach und kennt alle Tricks auch mal den Reiter auszuschalten. Wenn ihr etwas nicht gefällt, dann zwickt sie auch mal, daher hat sie in solchen Momenten auch den Spitznamen Crazy“, sagt Heidemarie Dresing über ihre Sportpartnerin. Mit dem Start in Tokio geht für Heidemarie Dresing ein lang gehegter Traum in Erfüllung. „Es ist schon seit fünf Jahren mein großes Ziel, hier reiten zu dürfen, und ich habe sehr viel dafür getan. Und deshalb ist die Freude umso größer, dass es auch geklappt hat. Meine Ziele sind, eine schöne Runde – oder hoffentlich mehrere schöne Runden – zu reiten, bei der die Harmonie zwischen mir und meiner Stute auch sichtbar wird. Und natürlich möchte ich dabei soweit wie möglich nach vorne reiten.“

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Saskia Deutz ist ganz neu in einem deutschen Championatsteam. 2018 war die inkomplett querschnittgelähmte Ärztin aus Sehlen auf Rügen Deutsche Meisterin, ein Jahr später Vize-Meisterin in Grade IV. In Tokio startet die 48-Jährige mit der Hannoveraner Stute Soyala von Swarovski – Lauries Crusador xx. „Soyala ist jetzt zehn. Mein Partner Nils und ich haben sie vor sieben Jahren direkt bei ihrem Züchter Dr. Carsten Haack in Freiburg/Elbe gekauft. Losgefahren sind wir mit dem festen Vorhaben, ein gerittenes Pferd, so Stand L zu kaufen, und haben uns geschworen, kein ungerittenes Pferd zu kaufen. Tja, geworden ist es dann eine rohe dreijährige Stute“, erzählt sie lachend. Soyala, die den Spitznamen „Specki“ hat, weil sie „wie eine Speckschwarte glänzt“, wird von ihrer Reiterin wie folgt charakterisiert: „Soyala ist total sensibel und andererseits ein echter Dickkopf. Sie ist nicht gerade zart darin, auszudrücken, wenn ihr etwas nicht passt. Sie ist ziemlich wählerisch und frisst nicht alles und zieht das auch solange durch, bis dann wir als Bodenpersonal losrennen, um das zu finden, was sie gerade gerne hätte. Wenn sie sich wohlfühlt, macht sie aber auch alles für ihre Menschen.“ Über ihre Ziele für die Paralympics sagt Saskia Deutz. „Wenn es gelingt, das was als Bestleistung möglich ist, auch so abzurufen, dann bin ich schon sehr zufrieden.“

Regine Mispelkamp aus Geldern besitzt bereits WM- und EM-Erfahrung im Para-Dressursport. Die an Multipler Sklerose erkrankte Pferdewirtschaftsmeisterin und Diplom-Trainerin gewann 2018 bei ihren Weltmeisterschaften in Tryon/USA mit Look At Me Now zwei Bronzemedaillen – im Team und in der Einzelwertung Grade V – und nahm ein Jahr später auch an den EM in Rotterdam teil. Seit vergangenem Jahr ist der neunjährige KWPN-Wallach Highlander Delight’s (v. Florencio I) ihr Sportpartner. „Ich habe ihn im Frühjahr 2018 gekauft. Entdeckt habe ich ihn in einem Springstall und habe sofort gedacht, ja, das könnte was werden.“ Ihren „Lights“, wie der Dunkelfuchs im Stall genannt wird („Sein Name ist mir sonst viel zu lang ist.“) beschreibt die Reiterin so: „Lights ist ein Schönling und sehr etepetete. Er kann wild und er kann brav. Aber wir sagen auch, schön alleine reicht nicht, er muss sich auch ein bisschen mit anstrengen, und das tut er auch.“ Besondere Marotte hat Lights nur eine: „Er ist sehr wasserscheu. Am liebsten nur warmes Wasser, das mag er dann, aber kaltes Wasser ist nicht so seins“, sagt Regine Mispelkamp, die sehr froh darüber ist, in Tokio dabei sein zu dürfen. „Ich freue mich, dass es bald los geht und wir werden sehen wie wir beide drauf sind.“

Steffen Zeibig ist mit 44 Jahren zwar der Jüngste im Team, aber bezüglich seiner Championatserfahrung schon ein alter Hase im Vergleich zu seinen Mitstreiterinnen. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann aus dem sächsischen Arnsdorf, dem von Geburt an der rechte Unterarm, der linke Fuß und der rechte Unterschenkel fehlen, konnte bereits drei Mannschaftssilbermedaillen bei Paralympics (Hongkong, London und Rio de Janeiro) gewinnen, in Rio wurde er zudem Dritter in der Kür (Grade III). Seit 2014 ist die inzwischen 17-jährige Oldenburger Stute Feel Good (v. Fürst Heinrich – Arogno) aus der Zucht von Kathrin Knöss aus Lauterbach seine Championatspartnerin. „Feel Good habe ich jetzt seit acht Jahren bei mir im Stall. Mehr durch Zufall habe ich damals auf Gut Auric in Krefeld die Familie Wagener kennengelernt.“ Diese stellte Steffen Zeibig die Stute „als Dauerleihgabe“ zur Verfügung. „Dadurch konnte ich sie für mich aufbauen und langfristig mit ihr arbeiten“, sagt ihr Reiter. „Feel Good ist hochsensibel, sehr speziell und auch leicht reizbar. Aber im Grunde ist sie vom Charakter eine ganz ganz Liebe und sehr umgänglich.“ Zeibigs Ziele für Tokio: „Sportlich soweit wie möglich vorne mitmischen. Die Konkurrenz ist ja schon sehr stark. Aber wenn alles passt, am jeweiligen Tag, können wir das schaffen“, sagt er. „Was diese Paralympics generell betrifft, habe ich die Erwartungen für mich sehr herabgesetzt. Ich habe ja schon viel Erfahrung und weiß, was mich so erwartet. Ich bin jetzt sehr überrascht, wie angenehm alles ist, wie gut wir aufgenommen werden und dass uns die Japaner hier sehr freundlich begegnen“, sagt er.

Begleitet und unterstützt werden die deutschen Para-Dressurreiter vor Ort durch Bundestrainer Bernhard Fliegl (Schöneck) und Britta Bando (Hamburg), die das Team letztmals als Equipechefin begleitet. Für das Wohl der Pferde zeichnet Dr. Malte Penning aus Vechta verantwortlich, für die gesundheitliche Betreuung der Reiter ist Dr. Sevenich (Münstermaifeld) zuständig. (Quelle: fn-press)

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