VIDEO: Deutschland gewinnt Nationenpreis
Flutlicht, ausverkauftes Haus, grandiose Stimmung: Die deutsche Springreiter-Equipe hat am späten Donnerstagabend in der sensationellen Atmosphäre des CHIO Aachen-Hauptstadions den Nationenpreis gewonnen.
Es war ein spannendes Team, das Otto Becker zusammengestellt hat: Jana Wargers mit Limbridge waren ebenso zum ersten Mal in Aachen in einem Nationenpreisteam aufgestellt wie Christian Kukuk auf Mumbai und André Thieme mit Chakaria. Wobei die beiden letzteren ja sowohl bei den Olympischen Spielen in Tokio als auch im Silberteam der EM in Riesenbeck ritten. Janne Friederike Meyer-Zimmermann ist hier in Aachen schon oft erfolgreich gewesen, aber noch nie mit ihrem neuen Star im Stall, dem Plot Blue-Sohn Messi van’t Ruytershof. Außerdem ist 2022 ihr Aachen-Comeback nach ihrer Babypause. Otto Becker sagte: „Natürlich haben wir auch einige erfahrene Reiter, die schon oft im Team waren, wie Daniel Deußer und Marcus Ehning. Aber wir haben mal andere Reiter zusammenbringen wollen, um die richtigen Paare in Hinblick auf die Weltmeisterschaften zu finden. Diese vier haben gezeigt, dass sie es verdient haben, im Team zu sein!“
In der Tat, das hatten sie. Jana Wargers und Limbridge machten den viel versprechenden Anfang mit einer hindernisfehlerfreien Runde. Lediglich ein Zeitfehler schlug für sie zu Buche. Dann Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Messi: null. Das wollte Christian Kukuk und Mumbai noch nicht glücken: acht Strafpunkte. Als letztes Paar dann die beiden Mannschaftssilber- und Einzelgoldmedaillengewinner der Europameisterschaften 2021, André Thieme und Chakaria. Die beiden sind ein eingespieltes Team und erfüllten mit einer Nullrunde voll die Erwartungen. So ging Deutschland lediglich mit einem einzigen Strafpunkt belastet in den zweiten Umlauf.
Hier kassierte Jana Wargers mit Limbridge dann einen leichten Fehler. Aber Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Messi flogen nur so über den wirklich schwierigen Parcours, den Frank Rothenberger heute Abend aufgebaut hatte – zweite fehlerfreie Runde. Als nächster dann Christian Kukuk und Mumbai. Die Spannung im Stadion war zum Greifen. Wenn er null bleiben würde, stünden die Chancen auf einen deutschen Sieg hervorragend. Mumbai tat den Fans den Gefallen und sprang so, dass Christian Kukuk hinterher sagte: „Das war eine der besten Runden, die wir je hatten!“ Und André Thieme? Der musste gar nicht mehr reiten. Darüber war er ziemlich froh, wissend, welcher Druck auf dem letzten Reiter lastet, wenn er null bleiben muss. Überhaupt, der Druck hier in Aachen: „Ich habe zu Otto (Becker, Anm. d. Red.) gesagt, dass ich wirklich gerne im Team reiten würde. Aber ein paar Tage vorher habe ich mich gefragt, was ich da bloß auf mich genommen habe … Und dann war ich letzter Reiter. Wenn man dann weiß, dass die Mannschaft eine Nullrunde braucht – alle Reiter wissen, wie sich das anfühlt. Von daher kann ich sagen: Ich war sehr glücklich über meine erste Runde. Aber ich war noch glücklicher über die zweite …“
Den zweiten Umlauf, den er ja gar nicht antreten musste, verdankten André Thieme und mit ihm das deutsche Team einem leichten Fehler der beiden Bronzemedaillengewinner mit der Mannschaft aus Tokio, dem belgischen Duo Gregory Wathelet und Nevados S. Wathelet, der Sieger im Rolex Grand Prix von 2017, trug es mit Fassung: „Ich hoffe, nächstes Mal mache ich es besser. Das Team hat einen super Job gemacht.“ Am Ende wurden es acht Fehler für Belgien und Rang zwei. Zusammen mit Wathelet im Team ritten Nicola Philippaerts auf Katanga van het Dingeshof (4/0), Wilm Vermeir mit IQ van het Steentje (8/5) und Jérôme Guery im Sattel von Quel Homme de Hus (0/0).
Rang drei ging nach Großbritannien, ebenfalls mit acht Fehlern, aber der schlechteren Gesamtzeit. Held der Stunde war hier Harry Charles, mit seinen 22 Jahren einer der jüngsten Reiter der Prüfung, der mit seinem Romeo zwei stilistisch wunderbar anzuschauende Runden ablieferte. Es war nicht sein erstes Aachen, aber sein erster Mercedes-Benz Nationenpreis. „Vor vier Jahren bin ich zum ersten Mal hier geritten und habe mir damals gesagt, wenn ich das nächste Mal komme, bin ich im Team. Das war alles, wovon ich geträumt habe: doppelnull zu reiten beim ersten Mal in einem Aachen-Team.“ Der Beweis, dass Träume wahr werden können. „Ich bin sehr stolz auf mein Pferd“, betonte er noch und ergänzte: „Außerdem ist es ja nicht das Schlechteste, Dritte zu werden.“ Recht hat er.
Was ihm allerdings zu seinem großen Bedauern entgangen ist, war der besondere CHIO Aachen-Ehrenpreis, der den Mitgliedern des Siegerteams zuteil wurde. Jeder von ihnen erhielt ein Tablet mit seinem Siegpferd als CHIO Aachen NFT, ihrem Avatar für die CHIO Aachen Metaverse (mehr Infos: chioaachenhorseclub.de). Den gab es zusätzlich zum Preisgeld und zum 100.000 Euro-Bonus, der unter allen Doppelnullern aufgeteilt wird. Was Janne Friederike Meyer-Zimmermann jubeln ließ: „Cool, dann können wir wieder Windeln kaufen!“ Prioritäten ändern sich eben auch manchmal im Leben.