6. November 2024
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Zugfahrzeugtest VW Touareg eHybrid

„Dynamische Sänfte mit intelligenter E-Performance“

Dem Zug der Zeit gehorchend und brandneu stellte sich der VW Touareg im neuesten Test mit Plug-in Hybrid-Antrieb, der ihn bei Mit-Pferden-reisen.de bis zu 56 Kilometern elektrisch rollen ließ. Bewährtes ist geblieben: Durchzugstarker 3-Liter-V6-Turbobenziner, der es gemeinsam mit dem Elektromotor auf eine Systemleistung von 280 kW (381 PS) bringt, der Allradantrieb mit 600 Nm Drehmoment und 3,5 Tonnen Anhängelast. Dazu eine warme „Atmosphere Ausstattung“ und viel Platz für Personen und Gepäck. Der Preis der Serienausstattung beträgt 74.250 Euro (Stand 1/22).

Das stattliche SUV präsentiert sich mit ausdrucksstarker Frontpartie: Das Chrom des massiven Grills wirkt wie aus dem Vollen gefräst und ist nahtlos mit den fortlaufenden Linien der Lichtsignatur verwoben, um die Übergänge zwischen Design und Technik zu einem Ganzen zu verschmelzen.

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Die betonten Radhäuser und die Schulterkanten assoziieren Souveränität auf jedem Terrain, eine Eigenschaft, die gerade für den Einsatz vor einem großen Pferdeanhänger auf matschigem Untergrund unverzichtbar ist. Auffallende LED-Rückleuchten betonen die Breite des Hecks, die nahezu komplett durch die Heckklappe ausgefüllt ist. Zwar ist sie kaum sichtbar, dafür aber umso komfortabler, wenn es um das Beladen geht. Hier beweist VW auf Trefflichste, dass sportlich Dynamik und Alltagstauglichkeit kein Widerspruch sein müssen.

Null Emission bis zum Stall und zurück
Fokus dieses Testes war: Wie bewährt sich der neue Allrad-Plug-in-Hybrid für den Pferdesportler mit und ohne Anhänger? Kann man mit dem großen SUV neben dem guten Gewissen, zumindest teilweise emissionsfrei zu fahren, vielleicht auch Geld sparen? Die Antwort ist wie so oft: Es kommt darauf an…

Ganz einfach Strom tanken
Die Ladekabel (eines für die Haushaltssteckdose, eines für Wallboxen und öffentliche Ladestationen) finden sich in einer großen Tasche im sehr geräumigen Kofferraum. Die Ladebuchse liegt gut zugänglich am linken hinteren Kotflügel. Klappe auf und Stecker rein und ein Lämpchen bestätigt, dass der Strom läuft. Da wir in der heimatlichen Garage eine Wallbox installiert haben, erfolgt das Aufladen der 17,9 kW-Batterie mit 7,2 kW pro Stunde. Via Infotainmentsystem im „e-manager“ oder „We Connect“-App auf dem Smartphone können wir zudem den Zeitpunkt des Ladens steuern, um zum Beispiel günstigen Nachtstrom zu nutzen. Die Software unserer Easee-Wallbox liefert nach gut zwei Stunden die Information aufs Handy, dass der Vorgang abgeschlossen ist.

Null Emission fürs tägliche (Reiter-)Leben?
Aber wie weit wird uns die volle Ladung bringen? Mit Spannung starten wir den Motor und das beeindruckende „Innovision Cockpit“ mit seinen beiden digitalen Instrumenten leuchtet auf: Direkt im Blick der 12-Zoll-Screen mit allen wichtigen fahrtbezogenen Informationen, rechts daneben, leicht zum Fahrersitz geneigt, der 15-Zoll-Touchscreen des Discover Premium Infotainmentsystems.

Das Interessanteste vorweg: Die elektrische Reichweite. Sie findet sich im Infotainmentsystem in den speziell auf die Hybridfunktionen ausgelegten Anzeigen. Unser „e-Reichweiten-Monitor“ zeigte nach dem ersten Laden eher enttäuschende 42 Kilometer, 47 sollen es laut Hersteller wenigstens sein. Allerdings erwies sich im zweiwöchigen Testverlauf, dass diese stark abhängig vom Fahrstil ist. So ist es gelungen, durch ökonomische Fahrweise bis zu 56 Kilometer rein elektrisch zu fahren. Die üblichen 32 Kilometer zum Stall und nachhause oder die 18 km zur Innenstadt Hamburg waren also immer emissionsfrei möglich.

Und mit Pferdeanhänger? Nun, es war keine wirklich große Überraschung, dass die elektrische Reichweite mit Pferdeanhänger keine 56 Kilometer betrug: Nach 34 Kilometern sprang der Verbrenner an.

Effizient auf der Langstrecke
Auch auf größeren Distanzen, in denen der Touareg im Hybrid-Modus fährt, also einem Wechselspiel aus Verbrenner und Elektromotor, bleibt der Verbrauch im relativ moderaten Bereich: Die Batterie lädt sich während der Fahrt via Rekuperation ­– per Energierückgewinnung beim Bremsen – permanent ein wenig auf. Je nach Streckenverlauf schaltet daher der Benziner komplett ab und „segelt“. Auf unserer längeren Testfahrt mit Pferdeanhänger rollten wir daher zeitweise emissionsfrei durch kleinere Orte. Perfektioniert wird das Zusammenspiel von E-Maschine und Sechszylinder durch die sog. „prädiktive Hybridstrategie“. Dafür muss allerdings die Zielführung des Navigationssystems aktiviert werden, sinnvollerweise also auch auf bekannten Strecken. Dann nutzt das Fahrzeug GPS und Kartendaten, um den Verbrauch im Zaum zu halten. Im Hybrid-Modus stand die Verbrauchsanzeige nach 100 Kilometern mit dem Testanhänger Böckmann Portax Esprit bei 11 Litern Superbenzin; im Solobetrieb waren es rund neun Liter.

Lohnt sich der Teilstromer?
Während des Testzeitraums pendelte sich der Stromverbrauch auf rund 30 kWh/100 Kilometer ein, was in unserem Fall bei 30,05 Cent/kWh rund 9,15 für 100 Kilometer kostete. Noch günstiger fährt, wer eigenen Solarstrom nutzen kann.
Der baugleiche Touareg TDI benötigte im Test vor zwei Jahren rund 8,5 Liter Diesel – das entspräche bei einem Dieselpreis von 1,50 €/Liter bereits 12,75.

Die Rechnung ergibt, dass sich mit dem Hybrid-Konzept also tatsächlich bare Münze sparen lässt. Dafür gibt es allerdings zwei wichtige Voraussetzungen: Eine Lademöglichkeit am Haus mit günstigem Stromvertrag sowie regelmäßiges Aufladen, um alle Kurzstrecken elektrisch zurücklegen zu können. Und, natürlich, gemütliches Cruisen anstatt Bleifuß auf dem Gaspedal.

Förderprämie auch fürs Premium-SUV
Seit Anfang 2022 gilt für den Erhalt der Förderprämie für Plug-in-Hybride die vorgeschriebene Reichweite von 60 Kilometern oder 50 g CO2 pro Kilometer. Laut Aussage des Herstellers wird der Touareg eHybrid auch 2022 mit insgesamt 5625 Euro gefördert. Zudem gilt die Halbierung der sog. Dienstwagensteuer von 1 auf 0,5 %.

Dynamisch-elegante Sänfte
Der innovative Antrieb schont nicht nur die Umwelt, er bietet auch jede Menge Fahrspaß. Denn den sollte man sich – Sparsamkeit hin oder her – auch manchmal gönnen: Trotz des hohen Eigengewichts von rund zweieinhalb Tonnen der Testwagenausstattung kann das Fahrzeug mit seiner Systemleistung von 280 kW (381 PS) von 0 auf 100 km/h in 6,3 Sekunden beschleunigen. So lassen sich mit Sprint und High Speed im Sportmodus doch die Sinne berauschen. Dabei fühlt man sich auch bei Tempo 230 noch perfekt entspannt, so satt klebt das Premium-SUV auf der Straße. Der Touareg ist im Übrigen der erste Volkswagen, mit dem das assistierte Fahren bis 250 km/h möglich ist – inklusive Abstandstempomat und Spurhalteassistent. Das haben wir aus Sicherheitsgründen allerdings nicht ausprobiert.

Die Kernkompetenz des Touareg ist allerdings das hochkomfortable Cruisen. Einen großen Anteil daran hat neben dem sänftenartigen Fahrverhalten und dem großzügigen Platzangebot die Atmosphere-Ausstattung. Sie verwöhnt Fahrer und Passagiere mit einer warmen Interieur-Welt, in der Holz und Naturtöne vorherrschen. Die bequemen Ledersitze mit allen erdenklichen Einstellmöglichkeiten und – für geplagte Reiterrücken – entspannenden Massageprogrammen laden zur gemütlichen Reise ein. Dank Winter-Paket sind auch die äußeren Rücksitze geheizt, bei störender Helligkeit lässt sich die ohnehin schon abgedunkelte Privacy-Verglasung noch durch Sonnenschutzrollos abmildern.

Mit Pferdeanhänger
Dass das Fahrverhalten mit Pferdeanhänger in jeder Situation, ohne Fehl und Tadel ist und vor allem beim Überholen auch eine gewisse Souveränität garantiert, bedarf eigentlich keiner ausführlichen Beschreibung – es ist beim Touareg schlicht eine Selbstverständlichkeit.

Maximale Assistenz
Mit Fahrassistenten war das Testfahrzeug maximal ausgestattet – bis hin zur Verkehrszeichen- und Kreuzungserkennung, auf es selbstständig reagiert. Schluss mit Strafen für zu schnelles Fahren – wenn man dem Touareg die Regie dahingehend überlässt. Brillant und gerade in der dunklen Jahreszeit unvergleichlich entspannend ist das IQ.Light mit den LED-Matrix-Scheinwerfern, welche den Gegenverkehr nicht blenden, dabei aber die eigene Spur voll ausleuchten.

Beeindruckend ist auch die Schalldämpfung durch das geräuschhemmende Verbundsicherheitsglas, das selbst jetzt noch sanfte Klänge aus dem „Dynaudio Consequence“ Soundsystem zum Genuss werden lässt.

3,5 Tonnen Anhängelast und Offroad-Kompetenz
Der Touareg bietet auch mit eHybrid-Antrieb die gewohnten 3,5 Tonnen Anhängelast und den Volkswagen-typischen permanenten 4Motion Allradantrieb. Die Kraftübertragung erfolgt via 8-Gang-Automatik­getriebe und über ein Verteilergetriebe an die Vorder- und Hinterachse. Als Verteilergetriebe für den Kraftfluss zwischen Vorder- und Hinterachse fungiert dabei ein selbstsperrendes Mittendifferenzial mit asymmetrisch-dynamischer Momentenverteilung. Maximal 70 Prozent der Antriebskraft gelangen an die Vorderachse, bis zu 80 Prozent an die Hinterachse. Damit war auch die Anhängerfahrt auf schlüpfrigem Wiesenboden kein Problem.

Ankuppeln, Rangieren und Fahren bis 100 km/h
Sie ist nicht wirklich brandneu, soll aber auch hier der Vollständigkeit halber erwähnt werden, weil sie den Umgang und das Rangieren mit dem Pferdeanhänger doch sehr erleichtern: Die vollelektrische Anhängerkupplung, die auf Knopfdruck aus ihrer Halterung gleitet und einrastet. Auch gibt es für das Einhaken des Notbremsseils eine ausreichend großen Öse, die in einigen europäischen Ländern Vorschrift ist.

Die Rückfahrkamera erweist sich als nahezu unverzichtbar, muss man ohne Hilfswillige ankuppeln. Mit einer speziellen Kameraeinstellung für den Anhängerbetrieb erleichtert ein Leitstrahl im Bild die exakte Zielfahrt zur Deichsel.

Sobald der Anhänger elektrisch mit dem Fahrzeug verbunden ist, erscheinen sich im Display das Gespannsymbol und alle relevanten Verkehrszeichen wie zum Beispiel Überholverbote. Bis zu einem Anhängergewicht von 2.750 kg können wir hier die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h einstellen. Denn der Touareg eHybrid ist mit seinem hohen Eigengewicht eines der wenigen Fahrzeuge, das mit so schweren Anhängern deren 100-km/h-Zulassung auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen tatsächlich nutzen kann.

Ein weiterer, für den Pferdeanhängerbetrieb nützlicher Helfer ist der Trailer-Assist, mit dem sich das Gespann mit dem Außenspiegelschalter als Joystick nahezu automatisch rückwärts in eine Parklücke oder Hofeinfahrt rangieren lässt. Im „E-Mode“ geschieht das zudem ohne lokale Emissionen.

Schwere Lasten leicht laden
Zu den wichtigsten Anforderungen an ein Reiter-Auto gehört ein praktischer Laderaum. Beim Touareg öffnet sich die Heckklappe samt Laderaumabdeckung elektrisch. Das Rollo kann leicht ausgehakt werden.

Die Luftfederung mit Niveauregelung ermöglicht durch die Absenkung des Wagens nicht nur kleineren Hunden hineinzuspringen, sondern auch das einfache Einladen zum Beispiel von Späneballen oder sperrigen (Western)sätteln in den großen Kofferraum. Sein Volumen umfasst mit aufgestellten Rücksitzen 665 Liter, nach dem Umlegen der Rücksitze werden daraus 1.675 Liter. Und noch etwas praktisches hat sich VW einfallen lassen: Die Wendematte im Kofferraum, deren eine Seite mit gummierter Fläche leicht und abwaschbar ist.

Fazit
Der zweiwöchige Test hat bewiesen, dass mit dem VW Touareg eHybrid der Spagat zwischen Umweltschonung durch Grünstromnutzung einerseits und komfortablem Fortkommen in einem hochmotorisierten Premium-SUV durchaus gelingen kann. Wer also für seinen Pferdetransport ein starkes Zugfahrzeug mit 3,5 Tonnen Anhängelast braucht, über geeignete Stromlademöglichkeiten verfügt und viele Kurzstrecken fährt, ist mit dem VW Touareg sicherlich hervorragend unterwegs. Und wenn der Strom auf der Fahrt zum Turnier oder in den Reiterurlaub zu Ende geht, unterstützt die Rekuperation auch auf der Langstrecke beim Spritsparen. Der ganze Luxus hat natürlich seinen Preis: Für 74.250 Euro ist die schon sehr ordentliche Serienausstattung zu haben. Wenn’s wie im Testwagen ein „bisschen mehr“ sein darf, schlagen 99.856 Euro ein Loch ins Portemonnaie. (Quelle: Mit-Pferden-reisen.de)

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