„Ich fühle mich frei auf dem Rücken des Pferdes“
Para-Dressur Europameister Rihards Snikus aus Lettland im Porträt
Zum ersten Mal bei einer Para-Dressur Europameisterschaft hat es Rihard Snikus aus Lettland geschafft, die Goldmedaille in Grade I zu gewinnen. Sein Erfolgspferd King of the Dance war auch hier der vierbeinige Sportpartner des 35-jährigen Letten. Wir haben in einem Gespräch mehr über den sympathischen Para-Reiter erfahren.
„Angefangen hat alles schon im Kindesalter“, erzählt Rihards. Er ist mit Zerebralparese diagnostiziert und fing schon als kleiner Junge an zu reiten, um seine Haltung und sein Laufgefühl zu verbessern. Sein Talent wurde erkannt, und schließlich startete er auf nationalen Meisterschaften in Lettland und fing auch an, internationale Wettbewerbe der Para-Dressur näher zu verfolgen. Nur ein paar Jahre später durfte er zum ersten Mal selbst an einem internationalen Championat teilnehmen. Bei den Olympischen Spielen in London 2012 wurde er mit Chardonnay Vierter und schrammte somit knapp an den Medaillen vorbei. Das sollte sich aber schnell ändern. Mittlerweile hat Rihards fünf Silber- und drei Bronzemedaillen im Schrank und seit heute zwei Goldmedaillen. Die erste wurde Snikus im vergangenen Jahr bei der WM in Herning umgehängt.
Neben der Reiterei hält sich Rihards Snikus mit Physiotherapie und im Fitnessstudio fit. All das absolviert er eigenständig, viel Hilfe braucht der Lette im Alltag nicht. Dreimal die Woche steigt Rihards zudem aufs Pferd und trainiert dann stets mit der Vorreiterin seines jetzigen Pferdes King of the Dance zusammen. Mit dem nun 15-jährigen lettischen Warmblutwallach bildet Rihards ein eingespieltes Team, erzählt er: „Er ist ein ganz fantastisches Pferd. Mein Pferd und ich sind uns insofern sehr ähnlich, als dass ich von Natur aus ein wenig trotzig bin. Er ist dann genauso! Wir haben eine ganz besondere Verbindung, um die uns andere Teams sogar beneiden.“ Trotzdem betont der Lette auch die Bedeutung des Trainers an dem Sport, der das Pferd in dieser Pferdesport-Disziplin häufig auch selbst mitreitet. Um in seinem Sport besser zu werden, müssen immer alle drei gemeinsam trainieren, sagt Snikus: King of the Dance, Rihards Snikus und seine Trainerin.
Wie für Regelsportler spielt auch für Para-Reiter neben dem physischen Training auch das Mentale eine große Rolle. Rihards sagt: „Meine größte Stärke ist mein Lächeln.“ Dass Umstehende dieses Lächeln von dem Grade I-Reiter so häufig erleben können, liegt in dem Gefühl begründet, das der Para-Reitsport Rihards gibt: „Ich fühle mich sehr frei auf dem Rücken des Pferdes. Dabei kann ich für einen Moment vergessen, dass ich körperliche Probleme habe, und fühle mich wie ein fliegender Vogel.“
Der 35-Jährige hat aber noch eine andere große Leidenschaft neben dem Pferdesport, erzählt er: „Das Pferd tanzt im Viereck und ich erfreue jedes Wochenende die Leute am DJ-Pult – auf Hochzeiten, Partys, in Nachtclubs. Überall, wo ich eingeladen werde, dort zu spielen, fahre ich hin. Noch ist es nicht außerhalb Lettlands, aber der Traum wird wahr werden.“
Erstmal freut sich Snikus aber, in Riesenbeck zu sein. Er lobt die kurzen Wege: „Es ist ein sehr großes Plus, dass hier alles sehr eng beieinander ist und man keine hundert Meter zum Training hat. Ich bin zum ersten Mal in Riesenbeck, ist es ein sehr schöner und cooler Ort.“