10. Dezember 2024
Aktuelles

Paralympics: Deutsche Reiter nur knapp aus den Medaillenrängen

Platz vier für Dresing und Mispelkamp, Platz sechs für Saskia Deutz

Tokio – Am ersten Wettkampftag der Para-Dressur bei den Paralympics in Tokio ist die erste von drei Entscheidungen im Baji Koen Equestrian Park gefallen. Dabei verpassten Heidemarie Dresing (Grade II) und La Boum ebenso wie Regine Mispelkamp (Grade V) mit Highlander Delight’s nur um Zehntel eine Bronzemedaille, Championatsneuling Saskia Deutz (Grade IV) landete mit Soyala auf Platz sechs. Damit konnte sich alle drei auch für die Kür am Montag empfehlen.

Die Medaille war für die Paralympics-Debütantin Heidemarie Dresing und ihre Hannoveraner Stute La Boum bereits in greifbarer Nähe. Bis zum vorletzten Starter rangierte die 66-jährige Architektin mit 72,295 Prozent auf dem Bronzerang. Die Führung hatte bis dahin der Österreicher Pepo Puch, der mit einigen Widersetzlichkeiten seines Rappen Sailor’s Blue zu kämpfen hatte und damit auf 73,441 Prozent kam, vor der britischen Europameisterin Georgia Wilson, die mit der siebenjährigen Oldenburger Fuchsstute Sakura 72,765 Prozent erzielte. Allerdings war klar, dass damit die Prüfung noch nicht entschieden war, denn als Vorletzer folgte mit Sir Lee Pearson der wohl bekannteste Para-Dressurreiter weltweit. Und tatsächlich gelang es dem 47-jährigen, an einer angeborenen Gelenkversteifung leidenden Briten, sich mit Breezer mit großem Abstand – 76,265 Prozent – an die Spitze zu setzen. Mit seinem Sieg macht Lee Pearson das Dutzend voll. Bereits in Sydney (2000), Athen (2004) und Hongkong (2008) gewann er drei Mal die Goldmedaille, dazu kamen Team-Gold in London (2012) und Kür-Gold in Rio de Janeiro (2016).

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„Ich war wirklich sehr zufrieden mit meinem Pferd“, sagte Heidemarie Dresing nach ihrem Ritt. „La Boum hatte sich nur vorher etwas erschrocken über den Applaus für meine Vorreiterin. Aber es ist nichts passiert und sie hat sich auch ganz schnell wieder beruhigt“, sagte die 66-jährige, an Multipler Sklerose erkrankte Reiterin. Nicht ganz zufrieden war sie mit ihrem Ergebnis. „Aber ich bin früher auch im Regelsport Dressur geritten und habe mir gesagt, wenn du das nicht aushältst, muss du Springen reiten. Der Abstand zu Bronze war nur ein Wimpernschlag. Der Traum von einer Medaille war schon da, auch wenn ich das nicht laut gesagt habe, um mich nicht unter Druck zu setzen. Aber es ist ja noch nicht vorbei. Ich gebe nie auf, sonst würde ich ja auch nicht reiten.“

Grade IV: Platz sechs für Saskia Deutz
In Grade IV gab die inkomplett gelähmte Saskia Deutz mit ihrer Hannoveraner Stute Soyala ihr Championatsdebüt und beendete die Einzelaufgabe mit 70,975 Prozent auf Platz sechs. Damit ist auch ihr der Einzug ins Kür-Finale am Montag sicher. „Es war einfach ein unglaubliches und unbeschreibliches Gefühl, hier vor so einer Kulisse zu reiten. Soyala war so konzentriert, war ganz bei mir – und sie kann ja auch anders. Aber hier war sie ganz auf meiner Seite“, sagte Deutz strahlend. Lediglich beim Kurzkehrt sei die Stute einmal rückwärts getreten. „Und in den Verstärkungen habe ich auch nicht alles riskiert.“ Die Ärztin aus Sehlen auf Rügen musste in ihrem Grade gleich als erste Starterin aufs Viereck. „Als ich das gesehen habe, habe ich einmal kurz gedacht, na toll, aber danach war jede Emotion verflogen. Ich kann es ja nicht ändern und alles hat bekanntlich Vor- und Nachteile. Und der Vorteil ist, dass der Vorbereitungsplatz schön leer war“, sagte sie.

An der Spitze setzten sich die Favoriten durch. Die Niederländerin Sanne Voets, amtierende Europa- und Weltmeisterin und Kür-Sieger bei den Paralympics in Rio, erzielte mit dem 13-jährigen Demantur 76,585 Prozent. Damit sicherte sie sich die Goldmedaille vor dem zweifachen Vizeweltmeister Rodolpho Riskalla mit dem 18-jährigen Hannoveraner Fuchshengst Don Henrico. Der gebürtige Brasilianer, der in Paris für Dior arbeitet und in Hagen am Teutoburger Wald lebt und trainiert, beendete die Einzelwertung mit 74,659 Prozent. Bronze gab es für die 35-jährige Manon Claeys aus Belgien mit San Dior (72,853), die um einen Wimpernschlag die zweifache Bronzemedaillengewinnerin aus Rio, Louise Etzner Jakobsson mit Goldstrike B.J., auf Platz vier verwies. Die Schwedin erhielt 72,634 Prozent.

Grade V: Auch Regine Mispelkamp verpasst ganz knapp das Podium
Michele George, Sophie Wells und Frank Hosmar – sie machten auch schon in Rio de Janeiro 2016 die paralympischen Medaillen in Grade V unter sich aus. So war es auch jetzt in Tokio. Zwar saß die Belgierin nicht mehr im Sattel ihres Rainman, erzielte aber auch mit der elfjährigen Hannoveraner Stute Best of 8 (v. Bonifatius) das beste Ergebnis ihrer Wettkampfklasse: 76,524 Prozent. Mit etwas Abstand folgt die britische Doppelweltmeisterin von 2018 Sophie Wells, die ebenfalls mit neuem Beritt in Tokio am Start ist. Mit Dona Cara M erzielte sie 74,405 Prozent schob sie sich als drittletzte Starterin auf den Silberrang vor. Wie 2016 Bronze gab es für den Niederländer Frank Hosmar und seinen bewährten, mittlerweile 16-jährigen Alphaville (73,405 Prozent)

Das Nachsehen hatte auch in diesem Grade die deutsche Starterin Regine Mispelkamp (Geldern). Die WM-Bronzemedaillengewinnerin von Tryon präsentierte erstmals ihren Dunkelfuchs Highlander Delight’s auf einem Championat und landete mit ihm mit 73,191 Prozent hinter Hosmar auf dem vierten Platz. Damit ist auch sie für die Kür am Montag qualifiziert, die angesichts der gezeigten Leistungen in der Einzelwertung und der Dichte des Starterfeldes spannend zu werden verspricht.

So geht es weiter:
Am Freitag (26. August) geht es zunächst weiter mit der Einzelwertung in Grade I und III. In Grade I starten die am schwersten behinderten Reiter. Die Athleten sind hauptsächlich Rollstuhlbenutzer, entweder mit geringer Rumpfbalance oder mit begrenzter Arm- und Beinfunktionen.

In Grade III starten oft Rollstuhlbenutzer mit starken Einschränkungen der Beinfunktionen und/oder der Rumpfbalance, aber mit guten bis leicht behinderten Armfunktionen. Auch Athleten mit starker einseitiger Funktionseinschränkung in Arm, Rumpf und Bein gehören zu Grade III. Die Prüfungen bestehen aus Schritt- und Trabsequenzen und wahlweise in der Kür mit bestimmten Galopplektionen.

Für Deutschland bestreitet Grade III-Reiter Steffen Zeibig aus Arnsdorf seine inzwischen vierten Paralympics in Tokio. Startzeit für ihn und seine Rappstute Feel Good ist um 14.10 Uhr deutscher Zeit. (fn-press).

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